General Vlassov.
Die sowjetische Propaganda hat gewöhnlich in dem gleichen
Übermaß wie bei den Helden die Bilder von Verrätern erschaffen
und oft haben diese Leute diesen Namen nicht verdient.
Ein Grund, warum die Bunker vernachlässigt wurden und vergessen
sind ist der persönliche Konflikt zwischen Stalin und dem Mann
auf dem Bild. Dies ist der General Andrey Andreyevich Vlasov,
der alle befestigten Gebiete Kiews befehligte.
In sowjetischer Zeit war der Name Vlasov ein Synonym für einen
Verräter. Alle Vlasovs waren unglückliche Leute, sie mussten
überall erklären, dass sie nicht mit dem Verräter General Vlasov
verwandt sind. Selbst wenn sie offizielle Papiere unterschrieben
haben, fügten sie oft hinzu nicht mit General Vlasov verwandt zu
sein.
Er ist hier immer noch nicht rehabilitiert. Zu beurteilen wer
dieser Mann wirklich war ist eine Frage, die die Geschichte
überdenken sollte. Er war ein sehr talentierter militärischer
Führer, rebellisch, ein Mann mit Ideen.
Vlasov beobachtete, wie Millionen sinnlos starben. Seine
Wahrnehmung war, dass die Befreiung der Sowjet Union von Stalin
wichtiger war, als sie vor Hitlers Angriff zu verteidigen. Mit
deutscher Unterstützung baute er eine Armee aus sowjetischen
Kriegsgefangenen auf und später traten Tausende Dissidenten
seiner Armee bei. Das sowjetische Urteil war drastisch.
Er wurde 1946 zum Tode verurteilt.
Die sowjetische Geschichtsschreibung stellt die Schlacht um das
befestigte Gebiet von Kiew als ein Versagen von General Vlasov
dar. Deshalb wurden die Bunker später fallen gelassen und ihre
Geschichte vergessen.
Von meinem Standpunkt aus waren seine Anstrengungen kein Fehler.
Die Deutschen brachen nicht durch alle Verteidigungslinien. Hier
hat zum ersten Mal in diesem Krieg die Sowjetarmee einen
Gegenangriff gestartet und dem Angriff von Hitlers Blitzkrieg
etwas entgegengesetzt.
Die sowjetische Armee
begann den Rückzug aus dem befestigten Gebiet, weil die deutsche
Armee nach Osten vorrückte. Größere und kleinere Städte fielen
eine nach der anderen und es bestand die Gefahr der Eroberung
Kiews. Stalin wollte den Rückzug nicht, obwohl alle
intelligenten Militärs im Kreml ihn vor einer Katastrophe
warnten. Stalin gab niemals den Befehl sich zurückzuziehen. Die
Entscheidung zum Rückzug wurde von Marschällen getroffen und sie
kam zu spät.
Alle hofften sie würden den Durchbruch schaffen, aber als
Kolonnen von Technikern, Armeeangehörigen und Zivilisten sich
ungefähr 70 Km nach Osten begeben hatten, saßen sie in der sog.
„Kiew-Einkesselung“ in der Falle und mehr als 600.000 starben
oder wurden gefangen genommen.
Hier sind wir im Dorf Borshov.
Die sowjetischen Truppen beschlossen, den Trubeg Fluss an dieser
Stelle zu überqueren. Als sie ankamen, stellten sie fest, dass
es die auf den Karten eingezeichnete Brücke nicht gab. Es war
ein topographischer Fehler. Die Kolonnen blieben in dem
Sumpfboden stecken und wurden bombardiert.
In dieser Schlacht standen Generäle Seite an Seite mit den
Soldaten und erkämpften sich einen Weg durch die Einkesselung.
Der Kommandant aller südwestlichen Sowjettruppen starb mit dem
Karabiner in der Hand.
Der einzige erfolgreiche Ausbruchsversuch durch diese
Einkesselung wurde von General Vlasov geführt.
Nächste Seite |